3 nachhaltige Immobilienprojekte setzen ein Zeichen!

09. Februar 2022  | Nachhaltig bauen

Immer wieder muss sich die Immobilienbranche Vorwürfen zum Thema Fortschrittlichkeit in Bezug auf Umweltschutz stellen. Strenge Bürokratie-Regelungen erschweren den Prozess zusätzlich, was viele Bauträger dazu bewegt, den konventionellen Weg beizubehalten – ob nachhaltig oder nicht. 3 Vorreiter-Projekte, die dem eingestaubten Denken den Kampf angesagt haben, stellen wir Euch in unserem heutigen Blogartikel vor.

 

ROOTS- „Close to heaven, down to earth“

Hinter dem Hamburger Projekt „Roots“ welches seit Baustart 2020 für Aufregung sorgt, verbirgt sich das größte geplante Holzhochhaus Deutschlands. Inmitten der Hamburger Hafencity soll hier bis 2024 ein 18-stöckiges Wohnhaus mit insgesamt 181 Wohnungen entstehen. Ziel ist ein ansprechender Lifestyle, weshalb zum Gebäude außer der Wohnungen selbst, ein 600 qm großer Innenhof, ein Yogaraum, eine Lobby, ein Car-Sharing-Service und eine interaktive Ausstellung  gehört. Initiatoren des Multipurpose-Buildings sind neben Garbe Immobilien auch die deutsche Wildtierstiftung, die gleichzeitig Veranstalter der interaktiven Ausstellung ist. Garbe Immobilien selbst entwickelte die Idee aus einem in Berlin umgesetzten Projekt heraus, bei dem zwei Wohnhäuser aus Vollholzfassade errichtet wurden. Nach Fertigstellung sei dem Bauträger aufgefallen, dass das Potenzial des verbauten Holz nicht vollständig ausgenutzt wurde, woraus die Vision entstand,  Städte klimaneutral nachzuverdichten.

Bereits jetzt hat das „Roots“ das Umweltzeichen der Hafencity in Platin erhalten, welches für außergewöhnliche Leistungen beim nachhaltigen Bauen verliehen wird. Ausschlaggebend sei hierbei die Verwendung besonders nachhaltiger Bauprodukte gewesen. Insgesamt 5000 Kubikmeter verwendetes Nadelholz sollen zur Reduktion des Fußabdrucks beitragen und die Lärmemissionen begrenzen. Beim Vergleich verschiedener Baumaterialien hat sich Garbe Immobilien aufgrund der unschlagbaren Ökobilanz für Holz entschieden. Dabei hat sich das Unternehmen vorgenommen, nicht nur den Aspekt Energiesparen zu betrachten, sondern die gesamte Lebenszeit von Anfang bis Ende ökologisch zu gestalten.

Entgegen der weitverbreiteten Annahme, dass Brandschutz beim Bauen mit Holz ein Problem darstellt, klärt Geschäftsführer Fabian von Köppen auf: „Das Schlimmste ist bei Holz nicht Feuer, sondern Wasser“. Denn dies kann bei Unwetter schwere Schäden anrichten.

Experten stimmen dem zu: „Holzhäuser sind mindestens genauso sicher, wenn nicht noch sicherer“. Grund hierfür ist zum Einen, dass beim Bau ein spezielles Brettsperrholz mit geringer Abbrenngeschwindigkeit verwendet wird, zum Anderen bildet sich bei Holzbrand eine Verkohlungsschicht die das Abbrennen stark verzögert. Stahl hingegen stürzt oft schon ein, bevor das Material geschmolzen ist.

Interessieren tut das deutsche Zulassungsstellen offenbar wenig: Brandschutz ist oft Hauptgrund für langwierige Zulassungsverfahren von Holzvorhaben. Experten sehen deshalb auch in Zukunft bei großen Baukonstruktionen mit Holz viel nötige Überzeugungsarbeit bei zuständigen Behörden. Die Kritik: lange Zulassungsverfahren treiben die Kosten in die Höhe, die Baunormung sei noch nicht so weit. Es bedürfe ein genormtes Verfahren, welches sinkende Preise ermöglicht. Von Köppen lässt sich davon nicht aufhalten, er möchte mit dem Bau des „Roots“ Vorreitergebäude und Aushängeschild vereinen. Er gibt zu, dafür auch Lehrgeld in Kauf zu nehmen. Wir sind gespannt, wie sich das Projekt entwickelt.

Eine Methode im nachhaltigen Bausektor, die sich allmählich anfängt durchzusetzen und häufiger Gesprächsthema wird, ist das Cradle-to-Cradle Prinzip.

 

Über dieses Projekt haben wir auch in unserem Podcast mit Fabian von Köppen von Garbe Immobilien gesprochen:

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Nachhaltig Bauen für Fortgeschrittene: Das Holzhybridhaus „The Cradle“

Cradle-to-Cradle bedeutet übersetzt von der Wiege zur Wiege. Das Prinzip hat sich die Natur zum Vorbild genommen und verfolgt das Ziel eines geschlossenen Rohstoffkreislaufs, der die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Ökologie und soziale Gerechtigkeit miteinander vereint. Cradle-to-Cradle basiert auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft und bildet somit den Gegenpol zu, in der Linearwirtschaft angewandten, Take-Make-Waste Modellen.

Ein Kabinettstück seiner Art ist das Gebäude „The Cradle“. Was das Bürogebäude so besonders macht? Es beruht auf einem ausgeklügelten System, basierend auf dem Cradle to Cradle Prinzip.

Herzstück des Gebäudes ist die rückbaubare Holzfassade, die in schickem Rauten-Design auch optisch einiges hermacht. Die Holzplatten können anschließend als Möbelstück verarbeitet werden, weshalb das Gebäude gleichzeitig als Materiallager dient. Weiterer Vorteil des Rohstoffs: Holz ist gesundheitsfördernd, bindet CO₂ und optimiert das Raumklima.

Clever dabei ist, dass ein digitaler Materialpassport alle verwendeten Materialien mit Eigenschaften, Einsatzort und Haltbarkeit verzeichnet. So können Reparaturen nicht nur vorausgesehen werden, es kann auch genau bestimmt werden, wo Bauteile ausgetauscht werden müssen.

Ergänzt wird die Methode mit Lehm- und begrünten Wänden sowie Anwendungen zur Klima-, Licht-  und Luftverbesserung.

Abgerundet wird „The Cradle“ mit einem nachhaltigen Energiemanagement und Mobilitätsangebot, das dem gesamten Düsseldorfer Medienhafen zur Verfügung steht. Besonders positiv finden wir, dass das Projekt langfristig gedacht ist und sowohl lokale, menschliche und ökologische Aspekte vereint.

Über dieses Projekt haben wir auch in unserem Podcast mit Andrea Heil von EPEA gesprochen:

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Konzept Eisspeicherheizung: Die Klimaschutzsiedlung Köln-Porz

1200 t weniger CO₂ und eine Einsparung von 75 % der Primärenergie schätzen Ingenieure des Büros Ökoplan bei der Verwendung von Eisspeicherheizungen – Gründe, sich das Konzept genauer anzuschauen. Wie genau so ein Konzept in der Praxis aussieht, zeigt die Klimaschutzsiedlung Köln-Porz.

Die moderne Siedlung ist ein Traum für Mehrgenerations-Familien: bezahlbarer Wohnraum, der zugleich barrierearm und klimagerecht gestaltet ist. Getoppt kann das nur durch ein umfassendes Konzept werden, das Freizeit, Gesundheit und Mobilität zusammenführt. Wie das genau aussehen kann, haben wir bereits oben aufgezeigt, weshalb wir nun das intelligente Energieversorgungssystem genauer unter die Lupe nehmen.

Rund 18 Mio. Euro kosten die vier Gebäude mit insgesamt 112 Wohnungen. Das realisierende Unternehmen Vivawest-Wohnen hat sich dabei für eine Energieversorgung der etwas anderen Art entschieden. Der Clou: Das System sorgt im Winter für Wärme, im Sommer für Klimatisierung. Genauer funktioniert das so: Das System nutzt Eis als regenerative Wärmequelle. In der Klimaschutzsiedlung ist Wärmepumpe mit einem Eisspeicher von 1,2 Mio. l  verbunden, dem sie im Winter Energie entzieht. Ist das Wasser im Speicher so weit heruntergekühlt, dass es zu gefrieren beginnt, wird zusätzlich nutzbare Kristallisationswärme freigesetzt. Ein Kreislaufsystem, welches sich gegenseitig speist.

Positive Nachrichten für alle, die im Bürokratie-Dschungel Deutschland verzweifeln: Da die Eisspeicherheizung ein geschlossenes System bildet, braucht sie im Gegensatz zu Systemen, die Wärme aus Grundwasser beziehen, keine wasserrechtliche Genehmigung.

Auch für Mieter wird’s unkompliziert: Die Wärmeerzeugung ist so wirtschaftlich, dass Vivawest die Wohnungen mit sog. Teil-Inklusivmieten anbieten kann. Eine traditionelle Heizkostenabrechnung inkl. Nachzahlung gehört damit der Geschichte an und wird durch eine Pauschale von 52ct/qm ersetzt. Ein Rundum- gelungenes Projekt, bei dem Anforderungen sämtlicher Bereiche erfüllt wurden, Hut ab!