28. September 2021 // Berlin // Digitalisierung
Wenn man „Digitalisierung“, „Vorstandsbüros“ und „Immobilienbranche“ in einem Satz erwähnt, hat das entweder mit einem zynischen Statement zu tun oder mit dem Versuch, ein nicht mehr aktuelles Klischee aufdecken zu wollen. Wir bewegen uns vermutlich irgendwo dazwischen und wollen mit diesem Artikel Licht in das Digital-Mysterium der Immobilienvorstände bringen!
Das Monster-Wort „Digitalisierung“ und wann man wirklich digital ist:
Hinter dem Begriff Digitalisierung versteckt sich eine Bandbreite an Themen und die Frage dabei ist: wann ist man denn wirklich „digital“? Wenn man das Faxgerät durch E-Mails ersetzt? Oder wenn man alle Dokumente in einer Cloud sortiert? Vielleicht ja auch bereits dann, wenn man inzwischen auf Online-Meetings umgeswitched ist?
Ja und nein. Es geht nicht darum auf Biegen und Brechen alles online zu machen, sondern Ineffizienzen abzubauen und mehr Flexibilität, Geschwindigkeit und Sicherheit in den Alltag zu bringen. Und ja, wer denkt, dass Faxgeräte ne sichere Sache sind, irrt sich gewaltig.
Daher sollte jedes Unternehmen gemeinsam mit seinem Team interne Prozesse analysieren und sukzessiv digitalisieren und schlanker gestalten.
Welche Prozesse fressen am meisten Zeit in Immobilienunternehmen?
Das ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Typische Zeitfresser, die in vielen Unternehmen noch analog und umständlich erfolgen:
der Ankauf und das Transaktionsmanagement von Immobilien
die Kommunikation im Team
das Management von Dokumenten
Marketing
Wie digital ist die Immobilienbranche also nun?
Sehen wir uns erstmal die offiziellen Zahlen an bevor wir unsere subjektive Einschätzung teilen. Laut Telekom und techconsult hatte die Immobilienbranche 2017 einen Digitalisierungsindex von 52/100 und schneidet bei „IT und Informationssicherheit“ mit 66/100 ab. Und die positiven Effekte scheinen enorm zu sein. 91% der Unternehmen behaupten, sie arbeiten mit Cloudlösungen effizienter und 76% sind der Ansicht, dass sie mit einer eigenen Website mehr umsetzen. (Telekom, techconsult 2017). Na das klingt doch mal beruhigend.
Bei einer Schweizer Investorenbefragung gaben 64% der Immobilienunternehmer an, dass die Digitalisierung einen immer größeren Stellenwert einnehme und 52% waren sich einig, dass digitale Prozesse Effizienzgewinne in der Branche generieren (Statista, 2021). Da stellt sich uns schon eher die Frage: was tun die anderen 36%? Die Rede ist hier ja schließlich nur von einem immer größer werdenden Stellenwert, und keiner vollständig gelungenen Digitalisierungstransformation. Und wenn wir an die 48% denken, die nicht die Ansicht teilen, dass digitale Prozesse die interne Effizienz steigern, fällt uns doch glatt das Beispiel mit dem kleinen Elefanten ein, der sein Leben lang an einen Pfosten gebunden war und als er groß ist gar nicht begreift, dass er ihn längst ausreißen könnte.
Laut Lünendonk®-360-Grad-Incentive stellen fast alle befragten Immobilienunternehmen IT-Budgets für Investitionen in Software und Infrastruktur zur Verfügung. (Lünendonk® 2018). Danke.
In der InWIS-Studie kam heraus, dass als interner Haupttreiber für Digitalisierung die Verbesserung von Prozessen mit 76% genannt wird und als externer Treiber die Anforderungen der Kunden mit 56%. (InWIS-Studie 2016)
Nun wir können festhalten, dass zumindest mal mehr als die Hälfte der Immobilienunternehmer den Sinn von digitalen Prozesse erkannt haben.
Wir fragen uns nur immer: wann realisieren die Herren und Damen, dass das auf kurz oder lang keine Entscheidung mehr bleibt ob digital oder nicht, sondern eher auf die Frage hinaus läuft, wer kann am Markt bestehen bleiben?
Es liegt auf der Hand dass Unternehmen mit digitalen Prozessen weit effizienter agieren und schneller auf dem Markt sind, sodass sie einen klaren Wettbewerbsvorteil haben.
Unsere Einschätzung
Die eigene Wahrnehmung spiegelt selbstverständlich nicht die Realität wieder, sondern ist durch das eigene Umfeld und die eigene Brille gefiltert. Doch meist ist es so: wenn wir an Immobilienevents teilnehmen oder uns mit unserem Netzwerk unterhalten haben wir den Eindruck, dass ganz viele begreifen, dass die Digitalisierung wichtig und nicht zu unterschätzen sei und dass eine Öffnung für technologische Lösungen sinnvoll sein könnte. Der Aufwand – sowohl hinsichtlich Zeit, wie auch Kosten – erscheint vielen dann doch als ziemlich hoch, sodass das Thema immer wieder aufgeschoben wird. Die Frage ist nur, wie lange wird noch aufgeschoben und wie soll ein Geschäftsführer sinnvolle Investments in Sachen Softwares und Digitalisierung tätigen, wenn er selbst kaum etwas davon versteht? Häufig fällt uns auch auf, dass es ab einem gewissen Alter (+35) sogar als „lustig“ angesehen wird, wenn man keine Ahnung von Technologie oder dem Internet hat.
Kein Unternehmer und auch sonst niemand in der Immobilienbranche kommt daran vorbei, sich mit Technologie auseinander zu setzen und das wird künftig auch über Geschwindigkeit und damit über Wachstum entscheiden. Ob man nun also lachen oder weinen soll muss jeder selbst entscheiden. Aber wir hoffen dass der Artikel für einige Schmunzler sorgt.