Green Claims Directive: Klare Regeln gegen Greenwashing in der Bauindustrie

06.11.2024 | Greenwashing | Lesezeit: 5 Min

Greenwashing – ein Begriff, der den schönen Schein nachhaltiger Werbung beschreibt, ohne dass Unternehmen die versprochenen Maßnahmen tatsächlich umsetzen. Gerade in der Baubranche, wo Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, hat Greenwashing ein besonders großes Potenzial. Hier setzt die neue Green Claims Directive der EU an, die kürzlich verabschiedet wurde, um den Unternehmen und vor allem den Verbrauchern aufzuzeigen, was Nachhaltigkeit tatsächlich bedeutet. Was steht hinter dieser Direktive? Welche neuen Regeln gibt es? Und wie kann die Bauindustrie sich darauf vorbereiten?

Green Claims Directive: Was ist das eigentlich?

Die Green Claims Directive, oder Richtlinie über umweltbezogene Angaben, legt einen klaren rechtlichen Rahmen fest, um irreführende Aussagen in der Werbung zu verhindern. Unternehmen dürfen nicht länger Umweltaussagen (sogenannte „Green Claims“) ohne nachprüfbare Beweise treffen. Die Idee dahinter ist, Verbraucherinnen und Verbrauchern Vertrauen in die Umweltfreundlichkeit eines Produkts zu geben und sicherzustellen, dass ein „grünes“ Label wirklich Substanz hat.

Laut Umweltbundesamt sollen Unternehmen unter anderem:

👉🏼Ihre Umweltversprechen mit überprüfbaren Daten untermauern.

👉🏼Klare, präzise und verifizierte Angaben machen.

👉🏼Ein standardisiertes Prüfverfahren durchlaufen, bevor ein Produkt als nachhaltig vermarktet werden darf.

Greenwashing in der Baubranche – ein heikles Thema

Die Baubranche trägt mit einem erheblichen Anteil zur globalen CO₂-Belastung und Ressourcenverschwendung bei. Doch die Nachfrage nach umweltfreundlichen Materialien und energiesparenden Gebäuden wächst stetig. Dadurch nutzen viele Unternehmen Green Claims, um sich am Markt besser zu positionieren.

Beispielsweise werden Begriffe wie „ökologisch“, „klimafreundlich“ oder „biologisch abbaubar“ oft verwendet, ohne dass die entsprechenden Produkte wirklich einen Mehrwert für die Umwelt bringen. Einige Unternehmen schmücken sich mit grünen Labels, die wenig bis keine Bedeutung haben, oder verwenden Siegel, die sich Unternehmen selbst vergeben können. Hier bringt die Green Claims Directive Klarheit – und Transparenz.

Die Kernpunkte der Green Claims Directive für die Bauindustrie

  1. Verpflichtung zur Nachweisbarkeit: Die Bauunternehmen müssen die Umweltaussagen für ihre Produkte, wie Beton, Holz oder Dämmmaterialien, mit handfesten Nachweisen belegen. Dabei können Studien zur Lebenszyklusanalyse (LCA) oder Ökobilanzen helfen. Ziel ist, dass Aussagen über CO₂-Emissionen, Materialherkunft oder Recyclingfähigkeit wirklich verlässlich sind.
  2. Stärkere Rolle von Zertifikaten und Labels: Wer im Baumarkt nach Holz oder anderen Materialien sucht, wird von Labels und Siegeln förmlich überflutet. Die neue Richtlinie fordert, dass nur zertifizierte und unabhängig geprüfte Label verwendet werden. Wenn ein Bauunternehmen ein „umweltfreundliches Produkt“ anbietet, dann müssen es auch anerkannte Prüfstellen wie das Umweltbundesamt oder vergleichbare EU-Institutionen bestätigen.
  3. Kein Eigenlabeling mehr: In der Bauindustrie sind Eigenlabel weit verbreitet, bei denen Unternehmen eigene Kriterien aufstellen und dann selbst bewerten, ob ein Produkt nachhaltig ist. Diese Praktiken sollen durch die Green Claims Directive eingeschränkt werden, was mehr Verlässlichkeit für Käufer schafft.
  4. Strikte Definitionen für Begriffe: Der Begriff „recycelt“ bedeutet künftig mehr als nur die Wiederverwertung eines Materials. So müssen Unternehmen präzise formulieren, ob es sich um recyceltes Material handelt oder ob das Produkt lediglich recyclingfähig ist. Gerade im Bauwesen, wo recycelter Beton stärker aufkommt, ist diese Unterscheidung wichtig.

Die Vorteile für die Baubranche:

Mehr Transparenz und Vertrauen für die gesamte Branche.

Mit den neuen Vorgaben gewinnen Käufer von Baustoffen und Immobilien Vertrauen in das, was sie kaufen. Ein „grünes“ Versprechen wird nun zum echten Verkaufsargument, wenn es klar und nachprüfbar ist. Die Green Claims Directive stellt sicher, dass Unternehmen nicht mehr mit vagen Aussagen um sich werfen können, sondern tatsächlich klare Informationen bieten müssen.

Fairer Wettbewerb und Innovationsdruck

Die Richtlinie drängt die Branche dazu, ehrliche Nachhaltigkeit vorzuweisen. Statt Greenwashing werden Unternehmen nun motiviert, sich um echte Nachhaltigkeitsinnovationen zu bemühen. Das kann den Weg für mehr Forschung und Entwicklung im Bereich umweltfreundlicher Materialien und klimaneutraler Bauweisen freimachen.

Was kommt jetzt auf die Bauindustrie zu?

Die Einhaltung der neuen Regeln erfordert für die Bauunternehmen in der EU mehr Aufwand und Investitionen. Von der Zertifizierung ihrer Produkte bis hin zu detaillierten Berichten über die Herkunft und Verwertung der verwendeten Materialien, die Herausforderungen sind groß. Doch diese Investitionen zahlen sich langfristig aus: Unternehmen, die von Beginn an auf klare, nachvollziehbare Umweltinformationen setzen, können sich mit authentischen Claims von der Konkurrenz abheben.

Mehr Aufwand, aber auch Chancen

Die Branche sollte die neuen Regeln als Chance sehen, ihre Position zu stärken und Kunden langfristig zu binden. Es bietet sich auch die Möglichkeit, die Kosten für zusätzliche Nachhaltigkeitszertifikate und Produktstudien in Partnerschaften zu teilen – beispielsweise durch Zusammenschlüsse von Unternehmen mit ähnlichen Zielen.

Neue Standards in der Produktentwicklung

Auch bei der Produktentwicklung kommen neue Standards auf die Unternehmen zu. Gerade bei innovativen Materialien wie CO₂-neutralem Beton, Holz aus nachhaltigem Anbau oder Dämmmaterialien aus Recyclingstoffen werden die Anforderungen an Nachweise steigen.

Fazit: Nachhaltigkeit mit echten Standards

Die Green Claims Directive sorgt für klare Vorgaben, um Planern und Investoren. verlässliche Informationen zu bieten und Greenwashing einzudämmen. Insbesondere in der Baubranche ist dies ein großer Schritt nach vorn, da hier oft mit vagen, umweltfreundlichen Begriffen geworben wurde.

Die Green Claims Directive wird also die Regeln für Green Claims drastisch verschärfen, die Transparenz erhöhen und damit die Wettbewerbsbedingungen in der Baubranche fairer gestalten. Unternehmen sollten die Chance nutzen, authentische Umweltansprüche zu fördern und sich so als nachhaltige Vorreiter zu positionieren.

Die Zukunft des Bauens wird grüner und ehrlicher – und das ist eine gute Nachricht für alle. 🚀

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