16. November 2021 // Berlin // Immobilientrends

Multi-purpose Buildings – alles unter einem Dach

7.50 Uhr morgens: Du schnappst Dir die Kleinen, steigst in den Fahrstuhl, fährst in die dritte Etage und *pling* schon stehst Du in der Kindertagesbetreuung. Kurz verquatscht.. oh schon 7.57 Uhr. Gut dass das Co-working nur 4 Etagen darüber ist. Aber vielleicht doch noch schnell eine Brezel vom Bäcker? Wir steigen in den Aufzug und *pling* angekommen im Erdgeschoss gehen wir zum Bäcker und kaufen schnell unser Gebäck. Und nun aber in die 7. Etage. Während der Mittagspause dann kurz die Kleinen abholen und diese gemeinsam auf dem Spielplatz im Innenhof verbringen. Wäre das nicht ein Traum?
Für immer mehr Menschen wird dieser Traum Wirklichkeit. Multi-Purpose- oder Mixed-Use-Building nennt sich diese Form des Lebens, in welcher Arbeit, Wohnen und Freizeit in einem Gebäude vereint werden. Das stellt nicht nur eine erhebliche Erleichterung für die Bewohner, sondern auch für die Umwelt dar. Im heutigen Artikel zeigen wir Euch, wie genau das aussehen kann.

Was sind Multi-Purpose Gebäude?

Der Ursprung von polygenutzten Gebäuden reicht bis in die Antike zurück. Schon die alten Ägypter erkannten die Vorteile eines Gebäudes, welche mehrere Nutzungen vereint.

Multi-use Gebäude schonen Ressourcen, nutzen wertvollen Raum sinnvoll und bieten Bewohnern die Möglichkeit Wohnen, Arbeit und Freizeit zu verbinden. Je nach Art des Komplexes können auch Grünflächen, Supermärkte oder Fitnessstudios integriert werden – der Möglichkeiten sind hier keine Grenzen gesetzt!

Vorteile von Multi-Purpose

Die zunehmende Urbanisierung stellt uns vor neue Herausforderungen. Hier kann die Nutzungsmischung den Themen “Mobilität”, “bezahlbarer Wohnraum” und “soziale Ausgewogenheit” neuen Aufschwung verleihen.

Es ist an der Zeit, Immobilien zeitgemäß zu denken: Während große, einseitig genutzte Büroparks oft nur tagsüber genutzt werden und abends menschenleer sind, stehen Wohnhochhäuser in Randbezirken vor großen sozialen Herausforderungen. Durch eine gemischte rund-um Nutzung werden Gebäude ökologisch, sozial ausgeglichen und tragen zu einem ansprechenden Stadtbild bei.
Darüber hinaus erleichtert das Multi-Purpose Living auch den Alltag der Mieter erheblich: lange Pendelzeiten, verstopfte Straßen oder Gedränge in der Bahn entfallen und anstatt, dass Eltern ihre Kinder vor der Arbeit erstmal in den Kindergarten bringen müssen, befindet sich die Kinderbetreuung, wie in unserem Gedankenbeispiel, eine Etage tiefer. Ein JA zu kurzen Wegen und mehr Zeit für Privates!

Verschiedene Variationen von Multi-Purpose-Gebäuden

Das Konzept kann in verschiedenen Formen realisiert werden, grundsätzlich unterscheidet man folgende Varianten:
  • Vertikales Mixed Use
    Die in der USA weit verbreitete Nutzungsform beschreibt Hochhäuser und Wolkenkratzer, welche meist im Erdgeschoss Platz für Supermärkte oder Einzelhandel bieten und in den oberen Geschossen private Wohnungen und Büros beherbergen.
  • Horizontales Mixed Use
    Weniger platzsparend ist die horizontale Form des Mixed-Use Gebäude, wie beispielsweise “Das lebendige Haus” in Leipzig.
  • Mixed-use Quartiersentwicklung
    Hierbei entsteht vorwiegend ein eigenständiges Quartier, welches vertikales und horizontales Multi-Use miteinander verbindet. Ziel ist es, eine aufeinander abgestimmte Infrastruktur, welche auch mobil an den Rest der Stadt angeschlossen ist.

Diversifikation – Multi Purpose aus Investorensicht

Wer sich mit Anlagen beschäftigt, kommt um den Begriff Diversifikation nicht drum herum. Nicht ohne Grund bildet Sicherheit einen Aspekt im Holy Grail des Investierens – dem magischen Dreieck.

Poly-genutzte Gebäude streuen das Risiko, und sind daher weniger abhängig von der aktuellen Marktlage sowie der gesamtwirtschaftlichen Situation. Dadurch sinkt das Risiko für Leerstand, was die Multi-Purpose-Buildings für Investoren wesentlich attraktiver macht.
Demgegenüber stehen 3 Punkte, die bei der Planung eines Multi-Use Gebäudes beachtet werden sollten:

1. Die Anfangsinvestitionen:
Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass die Anfangsinvestitionen in der Regel höher sind, als bei mono genutzten Gebäuden, schließlich muss die Umsetzung des Gebäudes sowohl auf die Bedürfnisse von Privatpersonen, als auch auf die der Gewerbe ausgelegt sein.

2. Facility-Management:
Das Facility-Management ist komplexer als bei mono genutzten Gebäuden, richtet sich aber nach Größe und Vielfältigkeit des Gebäudes.

3. Standortwahl
Mitunter ausschlaggebend für den Erfolg eines Multi-Use Projekts ist der gewählte Standort. Dieser sollte unbedingt mit dem integrierten Gewerbe übereinstimmen – während beispielsweise Bau – und Fachmärkte Wert auf viele Kundenparkplätze legen, ist einem Einzelhandelsunternehmen eine hohe Kundenfrequenz wichtig.

Vermarktungspotentiale

Multi-Purpose Gebäude bieten zudem ein enormes Vermarktungspotential, was wiederum auf das eigene Image-Konto einzahlt. Bauträger dürfen sich klar machen, dass mit dem Bau eines solchen Projektes auch eine große Verantwortung einhergeht für Gesellschaft und Umwelt. Was spricht hier also gegen ein gutes Nachhaltigkeitskonzept mit Hand und Fuß? Neben den ökologischen Möglichkeiten, wie Photovoltaikanlage oder Dachbegrünung, sind auch die sozialen und ökonomischen Faktoren von Bedeutung. Ein starkes Standortmarketing, in welches die Anwohner bereits frühzeitig mit eingebunden werden und ihre Wünsche und Bedürfnisse teilen können, kann nur bereichernd für alle Beteiligten sein.
Offenheit für Neues ermöglicht großartige Möglichkeiten – wir müssen  nur mutig sein.

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