07. Dezember 2021 // Berlin // Immobilienwirtschaft

Planung eines neuen Bauministeriums – Zeichen der Wende?

Wie Ihr alle bereits wisst, hat sich die Ampelkoalition auf einen gemeinsamen Koalitionsvertrag geeinigt – bald werden also SPD, Grüne und FDP den Kurs angeben. In dem Papier beschließt das neue Bündnis die Gründung eines Bauministeriums. Neben viel “hätte, könnte, sollte” fanden wir auch einige spannende Punkte. Was das nun für die Baubranche bedeutet, fassen wir Euch im Folgenden knackig zusammen!

Was ist passiert?

“Die Ampel steht!” erklärte Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD am Mittwoch in Berlin. (24.11.21)

In der Aufregung der explodierenden Corona-Fallzahlen in den letzten Wochen mag die Regierungsbildung in Berlin etwas unter dem Radar der Medienlandschaft geflogen sein, doch seit letzten Mittwoch herrscht “Aufbruchsstimmung” wie die Verantwortlichen verkündeten.

177 Seiten schwer ist das Papier das SPD, Grüne und FDP ihren Mitgliedern vorgelegt haben und es bringt einige interessante Neuerungen für die deutsche  Immobilienbranche.

Mehr Geld für die Pflege, vorgezogener Kohleausstieg schon 2030, Cannabis Legalisierung und ein neues Ministerium – ein Ministerium für Bau.

Was bisher zum Aufgabenbereich des Innenministerium gehörte, de facto aber “als (…) willkürliches Anhängsel anderer Ministerien herumgeschleift.” (Robert Feiger von IGBAU) wurde, liegt nun im Fokus eines eigens dafür eingerichteten Ressorts.

Was bedeutet dieses Ministerium für die Bau- und Immobilienbranche?

Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass der neu eingerichtet Kabinettsposten von einer SPD Politiker:in besetzt wird und dass pro Jahr knapp 400.000 neue Wohnungen gebaut werden sollen, ein Viertel davon,  also 100.000 Wohnungen für den sozialen Wohnungsmarkt.

Die Ampel läutet ein neues Zeitalter des Bauens in Deutschland ein, konkret ist die Gründung eines “Bündnis bezahlbarer Wohnraum” geplant, um mit allen Stake Holdern in den direkten Dialog zu treten und bürokratische sowie finanzielle Hürden zu überwinden.

So soll zwar vermehrt der soziale Wohnungsbau staatlich gefördert werden allerdings verspricht der Koalitionsvertrag auch “eine Bau- und Investitionsoffensive” {zu} starten, die die Voraussetzungen schafft, schnell und günstig zusätzlichen Wohnraum zu schaffen (…), und dadurch sowohl der Bau- und Immobilienwirtschaft langfristige Planungsperspektive (…) gibt.” (KV 21-25)

Weiter verspricht die neue Regierung, wird sie die Immobilienwirtschaft und alle Ebenen der Verwaltung unterstützen die “Digitalisierung zu meistern” , durch Standardisierung und serielles Bauen die Kosten für den Wohnungsbau senken, sowie den Städtebau flexibilisieren und auf einen neuen Kurs bringen.

Fokus auf Open- BIM und Smart Cities wird konsequent erwähnt und zeigt wohin die Reise geht: Wer jetzt in der Bau- oder Immobilienbranche tätig ist, ob als BIM-Provider, Bauträger oder Architekt – jetzt werden Investitionen und Aufträge den Posteingang fluten.  Wer innoviert und neue Technologien und Konzepte entwickelt, kann schnell zur Schlüsselfigur seines Gebiets aufsteigen.

Also nichts zu befürchten?

Holistisch betrachtet bringen diese Neuerungen nur positives – mehr Geld, weniger Papierkram ist natürlich die Idealsituation. Auch hat Olaf Scholz in seiner Zeit als erster Bürgermeister Hamburgs gezeigt, dass er bauen kann und dass es im direkten Dialog mit der Branche, der Politik und dem Mieter oder Käufer am schnellsten und besten geht.

Doch bringen die Simplifizierungen auch Risiken mit sich:  Zwar äußert der Vertrag direkt die Absicht gegen Immobilienbetrug vorzugehen, aber dennoch ist klar, je weniger Regulation und Bürokratie im Spiel ist, desto einfacher könnte es fallen, neue Betrugsmaschen zu finden, während gleichzeitig alte Lücken schneller geschlossen werden könnten. Wie realistisch die Bekämpfung dieses weit verbreiteten Phänomens am Ende tatsächlich ist, wird die Zeit zeigen.

Ein wichtiges Kernthema des Koalitionsvertrages ist das Thema Nachhaltigkeit. Die sektorübergreifende Fokussierung auf die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz macht sich auch bei baurelevanten Themen positiv bemerkbar. Für Vermieter und Hausverwaltungen könnte das allerdings neue Investitionen bedeuten. Abzuwarten bleibt, wie Politik und Aktionäre der Baubranche in der Praxis zusammenarbeiten.
Ein erster wichtiger Grundstein hierfür wurde bereits gelegt: Eine stärkere Fokussierung auf berufliche Bildung.
Diese ist dringend notwenig, schließlich sind qualifizierte Fachkräfte ein entscheidender Aspekt für die Umsetzbarkeit von Klimaschutz und Mobilitätswende.

Fazit

Es wird deutlich: Die wollen etwas verändern! Und das finden wir grundsätzlich schon mal sehr positiv. Nur um diese teilweise ambitionierten Ziele auch tatsächlich umsetzen zu können, brauchen wir unserer Meinung nach innovative Technologien, mehr Proptechs und mehr Mut, neu zu denken. Ein wichtiger Aspekt hier: Bürokratie abbauen und Gründungen erleichtern und beschleunigen. Das Thema Mindset spielt hier ebenfalls eine große Rolle, denn Veränderung kann nur mit mutigen Köpfen und innovativen Ideen entstehen. Und da sehen wir in Deutschland allgemein noch viel Aufholbedarf. Wir sind aber hoffnungsvoll!

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