Zwiespalt in Sachen Nachhaltigkeit: Renovieren oder neu bauen?

22. September 2022 // Berlin // Baubranche

Der Platz in unseren Städten aber auch Dörfern wird immer begrenzter und somit auch die Baumöglichkeiten. Häufig stellt sich hier die Frage, bestehende Häuser aufwendig sanieren oder nach modernsten Standards neu bauen?

Nicht nur in Hinblick auf unsere Umwelt eine spannende Frage …

 

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Baubranche

Nachhaltigkeit beim Bau ist ein komplexes Thema, das sich im Grunde auf drei “Säulen” stützt. 

Die erste Säule beschreibt die Kostenfaktoren, also die ökonomische Bilanz eines Gebäudes. Dazu gehören alle Faktoren, die vom Bau des Hauses, über die Instandhaltungskosten und Nutzungskosten bis hin zu möglichen Rückbaukosten anfallen.  

Die zweite Säule stützt die ökologische Bewertung des Baus. Hier wird vor allem darauf geachtet, möglichst ressourcenschonend und energiesparend zu bauen. 

Zu guter Letzt gibt es noch die Säule der soziokulturellen Faktoren, die umgangssprachlich auch “die Säule der Behaglichkeit” genannt wird. Hier zählen vor allem die Gesundheit der Bewohner*innen und ein emissionsarmes Bauen. 

Diese drei Faktoren greifen im Idealfall ineinander wie Zahnräder und ermöglichen so Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus nachhaltig zu gestalten.

 

Was ist eigentlich graue Energie?

Graue Energie kann man weder sehen noch pauschal angeben, sie berechnet sich für jedes Produkt individuell. 

Diese Energie beschreibt die benötigte Energie, die für die Herstellung, Transporte, Lagerung, Verkauf und Entsorgung des jeweiligen Produkts anfällt. 

Die graue Energie setzt sich also aus vielen Einzelteilen zusammen und kann auch als “indirekter Energiebedarf” bezeichnet werden. Der direkte Energiebedarf würde dann durch die Nutzung des Produkts oder der Dienstleistung hinzukommen.

 

Bestandsbauten sanieren, lohnt sich das?

Wenn es um Bestandsbauten geht, müssen wir diese erst einmal in zwei Kategorien unterteilen. In die denkmalgeschützten Gebäude und in ältere, nicht modernisierte Gebäude. Da beide Gebäudetypen mehrere Hundert Jahre alt sein können, gilt hier besondere Sorgfalt.

Bei den Gebäuden, die nicht unter Denkmalschutz stehen, ist eine Sanierung bzw. Modernisierung meistens nur eine Frage des Geldes und des Zeitaufwandes. Um hier auf die graue Energie zurückzukommen, lohnt es sich in der Regel mehr diese Bauten zu erhalten, da bereits viel Energie für deren Erbauung verbraucht wurde. Das Haus abzureißen und neu, aber dafür nach neusten Standards wieder aufzubauen, würde nicht im Verhältnis stehen und in den meisten Fällen mehr Emissionen verursachen.

Anders ist dies bei denkmalgeschützten Gebäuden. Hier steht ein Abriss natürlich nicht zur Debatte, die Sanierungsarbeiten sind aber auch mit einigen Hürden verbunden.

Solche Gebäude sind in der Regel aus sehr langlebigen Materialien gebaut, die ein gutes Reparaturverhalten zeigen, da sie einst für eine äußerst lange und auch flexible Nutzung konzipiert wurden. 

Trotzdem gibt es einige Auflagen der zuständigen Denkmalbehörden. Verallgemeinern kann man diese natürlich nicht, jedoch ist es in der Regel möglich geschützte Häuser zu renovieren und sogar etwas klimaschonend umzurüsten. Meistens können moderne, energiesparende Geräte für Küche, Bad etc. problemlos eingebaut werden und auch die Innengestaltung lässt viel zu. Erst bei der Fassade und Themen wie Fenstern und Isolation wird es etwas komplizierter. Sofern hier eine gute Lösung gefunden werden kann, ist die Nutzung des Hauses die wohl beste Möglichkeit um Klimafreundlich und Ressourcen schonend zu leben.

Aber Achtung an alle Gen Z’s, die häufig dicken Wände dieser Gebäude lassen Handy- und Internetsignale nur schwer durch, hier muss mit Verstärkern gearbeitet werden.

 

Fazit

Wer die Möglichkeit hat, ein bereits bestehendes Gebäude für seine Zwecke umzurüsten und dabei möglichst nachhaltig vorzugehen, sollte diese Chance nutzen. Hierbei kann man sich an den drei Säulen der Nachhaltigkeit orientieren und stets die Graue Energie im Hinterkopf behalten, um ein Nachhaltiges und weiterhin langlebiges Ergebnis zu erreichen.